Sprachbegleitung

...oder ‚Müssen wir das echt lesen??‘

 

Deutschkurs, Q11, so um Weihnachten. 2. Lektüre, Faust I von Goethe.

Ein Schüler liest vor...

Faust:

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

Eine Schülerin macht weiter...

Margarete:     

Bin weder Fräulein, weder schön,
Kann ungeleitet nach Hause geh'n.

„?????? Was ist das denn für n‘….?!?!“, liest die Lehrkraft aus den ratlosen Gesichtern einiger Jugendlicher.

Schade eigentlich, denn was hier dargestellt wird, ist der Anfang einer tragisch-schönen Liebesgeschichte mit unerwarteten Wendungen, Action, gruseligen Elementen und ziemlich drastischem Ausgang. Hätte Netflix nicht besser machen können.

 

 

Das Problem ist:

Das Problem bei den Texten der alten Dichter ist die Sprache, die einer Generation extrem fremd ist, die sich viel über social media austauscht, wo natürlich ganz anders getextet wird. Um Goethe, Schiller oder E.T.A. Hoffmann verstehen zu können, muss man im Deutschen sprichwörtlich mit ‚allen Wassern gewaschen‘ sein.

Es gibt Hilfe!

Darum gibt es an unserer Schule die freiwilligen Zusatzkurse der Sprachbegleitung, die den Kindern helfen, die vielleicht im mündlichen Deutsch locker zurechtkommen, auf WhatsApp und Instagram „digital natives“ sind, ihren Großeltern den Gebrauch von Emojis erklären, im Wissenschaftsdeutsch aber noch Nachholbedarf zeigen. Dieses Fachdeutsch wird übrigens nicht nur in „Deutsch“, sondern auch in allen Sachfächern verlangt!

In den Jahrgangsstufen 5 und 6 geht es in den Kursen ums Leseverständnis, Wortschatzerweiterung und schwierige grammatikalische Strukturen, die man in sachlichen Schreibformen verwenden muss. Dabei steht ganz häufig das Experimentieren und Ausprobieren am Anfang, das erst mal gar nicht so sehr nach ‚Deutschförderung‘ aussieht und sogar richtig Spaß machen kann.

In der Oberstufe wird dann die Vorbereitung auf das Abitur in den Vordergrund gestellt, da hier die sprachlichen Grundlagen schon gelegt sind.

 

 

Und wenn dann die Abiturprüfung ansteht, können sich die Schülerinnen und Schüler selbstbewusst Mephistos Worte in Erinnerung rufen:

„Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewusst.“

Natalie Cramer-Probst, Koordinatorin der Sprachbegleitungsgruppe

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